Ravenna ist auf der ganzen Welt für seine Mosaiken berühmt. Es erstrahlt im Licht der gläsernen Mosaiksteinchen und überliefert uns Zeugnisse aus Jahrhunderten, die anderswo "dunkel" genant werden.
In seinen Basiliken und Baptisterien ist in der Tat der reichste antike Mosaikschatz aus dem V. und VI. Jahrhundert n. Chr. erhalten.
Keine Stadt des Orients (Konstantinopel, Antiochia, Jerusalem, Alexandria) oder des Okzidents (Rom, Mailand, Trier, Köln) besitzt einen vergleichbaren, was die künstlerische Qualität angeht, oder ebenso wichtigen Kunstschatz, was die Bedeutung der religioesen Bildnisse betrifft.
Deshalb hat die Unesco acht antike Bauwerke Ravennas zu "Weltkulturgütern der Menschheit" erklärt, von denen nur eines, nämlich das Mausoleum Theoderichs, nicht mit Mosaiken ausgeschmückt ist.
Ein Besuch Ravennas ist deshalb vor allem eine Pilgerfahrt in eine Welt, die sich noch mit den klassischen Kunstschätzen messen kann, aber gleichzeitig auch schon den Ursprung der christlichen Ikonologie verkörpert.
Aber wenn die Stadt auch in den Jahrhunderten des langsamen Niedergangs der römischen Welt das wichtigste politische und kulturelle Zentrum des Okzidents darstelle, und zwar zuerst als Hauptstadt des weströmischen Kaiserreiches (Jahr 402 n. Chr.), dann der "römisch-barbarischen" Koenigreiche und des byzantinischen Exarchats, so hat sie darum nicht weniger interessante Zeugnisse auch aus jüngeren Epochen zu bieten.
Wenn man in Ravenna unter Kirchtürmen und in Klosterkreuzgängen wandelt, so kommt man vom romanischen zum gotischen Stil, von den Fresken der Kirche S. Chiara im Stile Giottos zum Barock der Apsis von S. Apollinare Nuovo, von den Zeugnissen der letzten Zufluchtstätte Dante Alighieris (verstarb dort im Jahre 1321) zu dem Palais, wo sich die Liebschaften Lord Byrons abspielten, bevor er zu seinem letzten romantischen Abenteuer aufbrach.
Ravenna ist römisch, gotisch und byzantinisch, aber auch mittelalterlich, venezianisch und schließlich modern, kultiviert und gastfreundlich, reich an kulturellen Angeboten und Veranstaltungen von internationalem Rang.
Wer die Stadt zum erstenmal betritt, verliebt sich heute ebenso in sie, wie es schon in der Vergangenheit mit Boccaccio geschah, der hier eine seiner schönsten Novellen spielen ließ, mit Gustav Klimt, der ausdrücklich hier seine Inspirationen fand, und mit Hermann Hesse, der sie besuchte und ihr einige Verse widmete. Zum Dank schenkte Ravenna ihm für sein Haus in Lugano, heute ein Museum, ein Mosaik eines Aquarells von Ravenna.
Das große kunst-historische Erbe Ravennas entspricht einer kulturellen Lebhaftigkeit bedeutsamer Groesse. Zahlreich und von großem Wert sind die Aufführungen für Prosa, Ballett, Lyrik und Konzert. Hauptdarsteller des Ravennatischen Sommers ist das Ravenna Festival, eine internationale Auswahl an lyrischer und sinfonischer Musik, die von Juni bis Juli in den bedeuternsten Orten der Stadt stattfindet, wie z. B. in der Kirche von San Vitale und der Basilika San Apollinare in Classe. Der Sommer von Ravenna bietet weitere merkenswerte Termine an. Darunter "Bella di sera", von Juni bis August, mit mehr als 50 Aufführungen in suggestiven Punkten der Altstadt, das Jazz Festival und das Festival der Orgelmusik im August, in der Kirche von San Vitale. Am Freitagabend sind alle Geschäfte des Zentrums und auch der San Vitale Komplex geöffnet.